"Die Malerin Jutta Reucher gestaltet ihre Arbeiten in besonderer Weise mit reinen Pigmenten. Dabei schafft sie auf Papier oder Leinwand Farbräume, die sie im Kontext rein malerischer Ergebnisse im spannungsvollen Kontrast mit abstrakten und gegenständlichen Symbolen besetzt. Sie entwickelt in jeder Arbeit von Neuem einen individuellen Farbklang mittels der vielfältigen Farbschichten, bei dem neben der rein visuellen Qualität auch stets die Stofflichkeit der Materialität wahrnehmbar ist, die sich zwangsläufig aus der Verwendung des reinen Pigments ergibt, das mit wenig Bindemitteln versetzt auf der Bildfläche offen liegt und die Verletzbarkeit und Flüchtigkeit immaterieller Atmosphären vermittelt. Dabei variiert die Dichte der Farbflächen im spannungsvollen Kontrast zu den Linien, die in manchen Arbeiten Objekte und Gegenstände wie Spuren umreißen und entwickelt sich von Hell zu Dunkel, von Leicht zu Schwer und von Groß zu Klein, in einem freien Dialog der Formen und Farben untereinander."

"Die Farblinolschnitte (....) arbeiten mit dem Kanon von gegenstandsbezeichnenden Formen, die bereits aus ihren malerischen Arbeiten bekannt sind. Schalen, Gefäße, Reifen und Becher finden sich in den verschiedenen Linolschnitten zu immer neuen kompositionellen Raumflächenformen zusammengestellt. Dabei gelingt es Jutta Reucher, die Technik des Linolschnittes, die klassisch mit sehr strengen und expressiven Linien arbeitet, so zu differenzieren, dass die Lineamente, aus denen sie Formen und Flächen entstehen lässt, den Farbklang der Bilder zu einem Gesamtklang zusammenschließen, der der Künstlerin durch das Übereinanderdrucken von bis zu fünf und mehr Platten gelingt. Dabei entstehen in jedem einzelnen Fall Unikate, da die Farbigkeiten der einzelnen Platten für jedes Bild immer wieder neu gewichtet und verändert werden. Die Flächenformen, die sowohl Gegenständliches und Ungegenständliches bezeichnen können, sind mal dicht und verschlossen, mal offen schraffiert und aufgebrochen bis hin zu fast malerisch anmutenden Partien, in denen - Monotypien gleich - das Pigment der Farben in wolkenartigen Strukturen konzentriert erscheint."

Gabriele Uelsberg, Direktorin des LVR-Landesmuseums Bonn